Reise durch den Chin-Staat

Von einem der bekanntesten Orte in Birma machen Sie sich heute auf den Weg zu einem der isoliertesten Plätze; dem Chin-Staat. Es ist eine lange Fahrt mit dem Jeep, bei der es manchmal holprig wird. Auch diese Grenzregion zu Indien und Bangladesch war jahrzehntelang für Ausländer gesperrt und ist nach wie vor nur mit den entsprechenden Genehmigungen zugänglich.

Es sind etwa sechs Stunden Fahrt auf passablen Straßen bis zum kleinen Ort Kanpetlet, der in den Hügeln von Chin liegt. Zunächst fahren Sie durch eine trockene Landschaft, aber im Laufe der Fahrt wird die Umgebung immer grüner und hügeliger. Sie überqueren die neue Brücke über den Irrawaddy und fahren über Chauk nach Kanpetlet. Unterwegs halten Sie einige Male.

Das Chin-Volk wird auch Zomi genannt und lebt nicht nur in Birma, sondern auch im indischen Bundesstaat Mizoram. Der Stamm ist besonders bekannt für die Frauen mit tätowierten Gesichtern. Der Legende nach entstanden diese Gepflogenheiten, um die Chin-Frauen für birmanische Männer weniger attraktiv zu machen, bei denen sie sehr beliebt waren. Ein zusätzlicher Vorteil war, dass die Chin-Männer so ihre eigenen Frauen leicht erkennen und zurückgewinnen konnten. Diese Legende findet sich übrigens auch bei anderen Stämmen, wie dem Apatani-Stamm in Arunachal Pradesh (Indien), wo Tätowierungen ebenfalls verbreitet sind. Die Chin-Mädchen wurden bereits in der Pubertät tätowiert; ein schmerzhafter Prozess, für den die Dornen der einheimischen Zitronenbäume verwendet wurden. Heutzutage hat die birmanische Regierung das Tätowieren der Frauen verboten, und Sie werden hauptsächlich die ältere Generation mit Tätowierungen sehen.

Die Frauen, die Sie beim Spaziergang durch Kanpetlet sehen werden, haben alle mehr oder weniger dasselbe Muster auf ihrem Gesicht und gehören zur Moun-Clan; einer der drei Sub-Clans in dieser Region. Andere Clans sind die Dai und die Makan. Die Frauen rund um Mrauk U weisen Tätowierungen auf, die am ehesten einem Spinnennetz ähneln.

Hinweis: Je nach Zustand der Straßen (insbesondere zwischen Kanpetlet und Mindat) kann die Route von der oben angegebenen Beschreibung abweichen.

Heute besuchen Sie einige Dörfer der Chin in der näheren Umgebung. Sie werden rund um die Dörfer viele Grabsteine sehen; die Chin begraben ihre Toten unter aufgeschichteten Steinen, die am ehesten mit unseren Hügelgräbern zu vergleichen sind, jedoch kleiner. Während der lokalen Lunn Yu-Feste tragen die Bewohner schwere Steine aus dem Fluss hinauf zum Dorf und bereiten schon ein Grab vor, für den Fall, dass später jemand stirbt. Das Grab ist also bereits da, bevor der Verstorbene kommt.

Heute wandern Sie zunächst in der Nähe von Kanpetlet durch ein Dorf der Dai-Clan, wo insbesondere die älteren Frauen noch ein tätowiertes Gesicht haben. Einige Frauen tragen noch die traditionelle Kleidung. Die Menschen hier lassen sich gerne fotografieren. Sie bleiben etwas länger in diesem Dorf, sodass Sie in Ruhe mit den Menschen in Kontakt treten können. Nach dem Mittagessen besuchen Sie noch zwei Chin-Dörfer. In einem davon spielen die Frauen die sogenannte Nasenflöte, und mit etwas Glück sehen Sie das auch. Man nehme eine Querflöte und bläst mit der Nase, und es kommt tatsächlich ein Ton heraus.

Heute sind es einfache Wanderungen, aber beachten Sie bitte, dass der Höhenunterschied etwa 150 m beträgt.

Auf dem Weg nach Mindat passieren Sie noch weitere Dörfer. Auf halbem Weg steigen Sie aus, um ein Stück weiter zu wandern. Es ist eine schöne, aber anspruchsvolle Wanderung von etwa vier Stunden.

Sie beginnen mit einem Abstieg in Richtung des Flusses, etwa dreihundert Meter tiefer. Der Abstieg ist an einigen Stellen ziemlich steil, und lockere Steine machen es hier und da rutschig. In nassen Perioden ist besonders Vorsicht geboten.

Eine Stunde später befinden Sie sich im Tal mit dem einzigen Ziel, auf der anderen Seite wieder hinaufzuklettern. Die Brücke über den Fluss wird manchmal von den Wassermassen weggespült, und in diesem Fall müssen Sie über ein paar Steine und Balken den Fluss überqueren. Auf der anderen Seite gehen Sie zunächst ein Stück bergauf (ca. 50 m Höhendifferenz) und kommen durch das Dorf Kyar Hto, eines der größeren Chin-Dörfer. Die Frauen rauchen stur ihre Pfeife und schauen Sie erstaunt an. Vielleicht begegnen Sie sogar dem Schamanen und erfahren von seiner wichtigen Rolle in der Chin-Gemeinschaft.

In der Mitte des Dorfes sehen Sie eine Ansammlung bearbeiteter Holzpfähle; dies sind die Pfähle, die anzeigen, wie viele Mithuns geschlachtet wurden. Während jedes Lunn Yu-Festes, das hauptsächlich im Frühjahr stattfindet, werden zahlreiche Mithuns auf traditionelle Weise geschlachtet, das heißt: vom Schamanen mit Pfeil und Bogen erlegt. Danach wird normalerweise ausgiebig gefeiert, gegessen, getanzt und gesungen.

Nachdem Sie eine Weile im Dorf verbracht haben, wandern Sie weiter. Nach zwei Stunden weiterer Abwärtswanderung erreichen Sie die Hauptstraße (immer noch ein Sandweg), wo der Jeep auf Sie wartet, um Sie nach Mindat zu bringen, einem kleinen Städtchen, das auf einem Bergrücken liegt und von allen Seiten einen Blick über die grünen Hügel bietet. In der Ferne sehen Sie die Spitze des Mt. Victoria, mit über dreitausend Metern der höchste Berg der Gegend. Sie besuchen unter anderem die sehr farbenfroh bekleideten Frauen des Makan-Clans. Die Makan-Frauen tätowieren ihr Gesicht komplett. Diese Frau hat zudem große Ohrringe in ihren Ohrläppchen; es sind farbenfrohe Teller, die ziemlich schwer sind.

Heute besuchen Sie zunächst das Mountain Top Kloster. Sie sehen dieses Kloster bereits von Mindat wunderschön auf dem Hügel liegen. Danach fahren Sie über eine andere Strecke von Mindat zurück nach Bagan. Es wird ein anstrengender Reisetag, aber selbstverständlich machen Sie einige kurze Pausen, um sich die Beine zu strecken. Gegen Ende des Tages sind Sie zurück in Bagan.

Von Bagan aus können Sie Ihre Reise fortsetzen. Fliegen Sie zurück nach Yangon, nach Mandalay oder zum Inle-See? Oder reisen Sie über Land zurück nach Yangon über Pyay? Oder möchten Sie vielleicht direkt weiterfliegen über Yangon nach Mrauk U?