Nomadenfest auf den Sangke-Weiden bei Xiahe

Lucy Kilkens – Mai 2016

Fotogalerie Gansu & Sichuan 2016

Überall um uns herum grasen die Yaks in aller Ruhe. Gelegentlich treiben sie uns zur Verzweiflung, indem sie in Schneckentempo vor dem Auto her schlendern. Wir fahren quer durch die wunderschön grünen, weitläufigen Sangke-Weiden. Doch leider ist kein Nomadenzelt in Sicht.

Im Winter wohnen die Nomaden in steinernen Hütten auf den tiefer gelegenen Weiden. Im Sommer ziehen sie auf die Hochflächen, wo sie in Zelten aus Yak-Haar leben. Meistens sind sie mit ein paar Familien beisammen. Sobald die Yaks und Schafe das Gras abgegrast haben, verlagert sich die gesamte Gruppe zum nächsten Platz. Ich bin hier im Mai, und die Zeit, in der man zu den hohen Weiden zieht, steht kurz bevor.

Plötzlich entdeckt unser tibetischer Guide Wandigar in der Ferne einige Zelte. Auf geht's! Kaum steigen wir aus, schauen uns etwa dreißig sehr erstaunte Gesichter an. Die Frauen hören mit dem Kochen auf, die Kinder mit dem Spielen, und die Männer mit... nun ja, was machen sie da eigentlich?

Wir werden zögerlich von Kopf bis Fuß mustergültig aufgenommen und dann etwas schüchtern zu ihrem Fest willkommen geheißen. Vor ein paar Tagen war Buddhas Geburtstag (der Tag, an dem Buddhas Geburt, Erleuchtung und Tod gefeiert werden), und nach mehreren Tagen des Fastens wird dies hier mit einem geselligen Beisammensein und viel leckerem Essen gefeiert.

Die Männer winken uns zu und dann wird klar, was sie da vorhaben. In einem großen Kreis sammeln sie sich um einen schweren Sack von 150 Kilo. Abwechselnd geht ein Mann in die Mitte, der dann versucht, den Sack so hoch wie möglich zu heben. Nachdem ich einem der Männer gezeigt habe, welche schöne Aktionsaufnahme ich von ihm gemacht habe, werden sie immer ehrgeiziger. Und während sie nacheinander in der Mitte des Kreises, keuchend und schnaufend mit dem 150-Kilo-Sack gegen ihre Brust stehen, schauen sie alle so nonchalant wie möglich in meine Richtung für das coolste Aktionsfoto. Lachen!

Inzwischen haben auch die Frauen sich an den Besuch von ausländischen Gästen gewöhnt und rufen mich in ein Zelt. Ich hatte heimlich bereits einen Blick in ein Zelt geworfen, das als Küche diente; das Zelt, in das sie mich jetzt einladen, scheint der 'Essraum' zu sein. Während die Männer draußen beschäftigt spielen, haben die Frauen allerlei leckeres Essen vorbereitet und hier in drei Reihen ausgebreitet. Die Frauen und Kinder sitzen auf ihren Knien und haben bereits begonnen. Zum Glück ist Wandigar dabei, um zu übersetzen: „Kommen Sie herein, setzen Sie sich, treten Sie nicht über das Essen und bitte, essen und trinken Sie mit uns!“

Wir nehmen Platz und gemeinsam stürzen wir uns auf die köstlichen Momos und das tibetische Brot. Zwischen dem Schmatzen und Schlürfen möchten sie alles Mögliche über uns und unser Land erfahren. Wandigar, ein Tibeter, der mit seiner niederländischen Frau in Xiahe lebt, gibt sein Bestes, um zu antworten. Ich beobachte alle Gesichtsausdrücke, während sie fasziniert zuhören, und bin sehr neugierig, worüber sie sprechen. Zum Glück bekomme ich hin und wieder eine kurze Zusammenfassung. „Ich habe ihnen gerade erzählt, wie man in Holland Käse macht“, sagt Wandigar. Wissen sie das hier auch wieder!

Während ich später vier Tassen Tee bekomme (trotz meiner Gebärdensprache gießen sie nach jedem Schluck nach), frage ich Wandigar, ob es unhöflich ist, wenn ich eine volle Tasse Tee stehen lasse. Ohne mir zu antworten, übersetzt er meine Frage lachend ins Tibetische. Sie lachen laut mit ihm und ich komme zu dem Schluss, dass ich diese volle Tasse Tee wohl nicht austrinken muss, was hier außerdem auch eine unmögliche Aufgabe gewesen wäre.

Als wir gehen, ist das Fest wirklich zu Ende: Das übriggebliebene Brot wird in langen Reihen auf dem Boden ausgebreitet, damit es leicht verteilt werden kann. Die Männer beginnen, die Zelte abzubrechen, und die Frauen mit dem Abwasch. Sobald wir zur Auto gehen, verabschieden wir uns herzlich. Die Frauen nehmen mich am Arm und erzählen, wie schön sie unseren Besuch fanden. Ein spontaner Besuch, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird!

Hier finden Sie eine umfangreiche Foto-Impression von unter anderem Xiahe und den Sangke-Weiden:

Gansu & Sichuan von Lucy Kilkens

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