In welchen Häusern wohnen die Sri Lanker außerhalb der Stadt? Wie schlafen sie, wie kochen sie, was essen sie? Muss ich Holz sammeln? Gehen alle Kinder zur Schule? Voller Fragen mache ich mich auf zu meiner Homestay im Landesinneren von Sri Lanka, nahe der Stadt Kandy, die so bekannt ist für den Buddhistischen Zahntempel. Antworten auf meine Fragen werde ich mit Sicherheit erhalten, doch bei meiner Ankunft stellt sich heraus, dass meine Homestay alles andere als gewöhnlich ist.
Vom Moment an, als ich das Anwesen von Frau Molagoda betrete, dauert es ganze zehn Minuten, um durch die Tee- und Kräuterplantagen zu fahren, bis das große, britisch-kolonial anmutende Landhaus vor mir auftaucht. Das weiß getünchte Haus mit großen Säulen, die zusammen einen Vorraum bilden, ist alles andere als das, was ich erwartet hatte.
Der Butler, Jaya, empfängt mich und deutet auf eine Bank am Ende der Halle. Dort warte ich geduldig, während ich um mich blicke: Die Wände sind voll mit alten Familienporträts, die klassischen Möbel stammen aus dem 19. Jahrhundert und das gesamte Haus strahlt eine nostalgische Atmosphäre aus. Dann erscheint Frau Molagoda; eine imposante Dame, deren Persönlichkeit sofort den ganzen Raum erfüllt. Bei einer Tasse Tee und frisch gebackenen Kokis (vermutlich ein Lehnwort aus dem Niederländischen: 'Kekse') lernen wir uns kennen.
Frau Molagodas Vater war ein wichtiger Politiker und Diplomat und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1989 auf diesem Anwesen. Sie erbte das Anwesen, doch da sie mit ihrer Familie in Colombo lebte, war es schwierig, es zu unterhalten, und es verfiel. Vor einigen Jahren kehrte sie als Witwe zurück, um dieses wunderschöne Erbe wiederherzustellen.
Sie zeigt auf ein großes Foto in der Halle, auf dem ein Mädchen der britischen Königin Elizabeth II. die Hand schüttelt. Stolz erzählt Frau Molagoda, dass sie das Mädchen auf dem Foto ist. 'Queen Elizabeth's erster Besuch in Ceylon, 20. April 1954', steht im Bildunterschrift. Ich gratuliere ihr dazu, dass sie genau heute, am 20. April 2014, vor 60 Jahren die Königin getroffen hat. Dies zaubert ihr ein breites Lächeln ins Gesicht, und ich merke, dass ihre Erinnerung an diesen Moment noch lebhaft ist.
Bei Sonnenaufgang mache ich mit Butler Jaya einen Spaziergang über das beeindruckende Anwesen. Trotz seines eingeschränkten Englisch gelingt es ihm deutlich zu machen, dass etwa fünfzig Menschen auf dem Anwesen leben, die alle für Frau Molagoda arbeiten. Seine Eltern arbeiteten bereits für ihre Eltern, und die Familien auf diesem Anwesen leben hier seit Generationen. Es gibt eine Schule, ein kleines Geschäft und sogar eine Teefabrik, in der Tee aus eigenem Anbau produziert wird. Nachdem wir am Mahaweli-Fluss den Sonnenaufgang beobachtet haben, halten wir kurz bei Jays Bruder für eine Tasse Kaffee. So bekomme ich auch einen Einblick in das Zuhause eines anderen. Wirklich nicht zu vergleichen mit dem Zuhause von Frau Molagoda, aber ich werde dort ebenso herzlich empfangen. Nach dem Kaffee nehmen wir das Tuktuk zum Markt in Kandy, um Zutaten für das Mittagessen zu kaufen. Von Frau Molagoda habe ich bereits Anweisungen erhalten: Alles zeigen, was ich haben möchte, und Jaya bezahlen lassen, denn sie hat ihm genügend Geld mitgegeben. Der Markt ist ein fantastisches Abenteuer. Bunte, oft unbekannte Gemüse und Früchte, ordentlich aufeinander gestapelt, verleihen dem Markt den Charme eines Museums. Ich wähle besonders die Gemüse aus, bei denen ich neugierig bin, was es ist, aber ich muss warten, bis wir 'zu Hause' sind, bevor mir jemand darüber Auskunft geben kann.
Zurück auf dem Anwesen erfahre ich, dass die Tochter und die Enkelin von Frau Molagoda für ein paar Tage zu Besuch kommen. Das Mädchen nimmt mich sofort mit in die Küche, wo ich die gekauften Gemüse an die Köchin übergebe. Anerkennend betrachtet sie – wie ich später lerne – die Lady’s Fingers und die Luffa, die ich vom Markt mitgebracht habe. Doch wir beginnen nicht mit den Currys, bevor die Enkelin mir einige wesentliche Tricks verrät. Schritt eins: Eine Kokosnuss schälen.
Obwohl diese Homestay alles andere als ein 'gewöhnliches' Haus ist, lerne ich hier das Landleben und die täglichen Sorgen der Sri Lanker unterschiedlichster Herkunft kennen, von Teepflückerinnen über Schüler bis hin zu Butlern und Grand Dames. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie empfangen einen überall mit einem großen Lächeln und gemeinsam nehmen wir diese besonderen Begegnungen in unsere Erinnerungen mit.
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