Über den Film Monster (Kaibutsu)
Von Regisseur Hirokazu Kore-eda (Nobody Knows, Shoplifters) und Drehbuchautor Yuji Sakamoto, 2023.
Wenn Sie etwas wirklich niemandem sagen können, pfeifen Sie es weg!
Die Mutter Saori lehnt lässig über das Geländer des Balkons ihrer Wohnung irgendwo hoch in der Großstadt und schaut auf ein brennendes Gebäude gegenüber. Ihr Sohn Minori kommt zu ihr und zusammen fragen sie sich, wer es gewagt hat, das Feuer dort zu legen.
Im nächsten Moment stürmt Saori in die Grundschule von Minori auf der Suche nach dem Schulleiter. Meister Hori soll ihren Sohn für sein angebliches „Schnauzenhirn“ beschimpft und ihm bis zum Bluten am Ohr gezerrt haben. Das kann doch nicht sein? Meister Hori ist ein Grobian und sollte vom Direktor gefeuert werden. Oder? Doch der Schulleiter ist nicht erreichbar. Was geschieht hier nur?
Kore-eda gelingt es erneut, unsere innere Welt als lose Puzzlestücke vielleicht eines ähnlichen Puzzles der Außenwelt darzustellen. Er schneidet Geschehnisse in wiederholende Stücke aus der Chronologie und lässt sie aus verschiedenen Perspektiven neu betrachten. Allmählich sickert das Bewusstsein durch, dass es so etwas wie eine einzelne Wahrheit nicht gibt. Etwas, in dem die Japaner Olympiasieger sind und was jeder an sich selbst wiedererkennt, wird hier klar thematisiert: Ist es besser zu schweigen als zu enthüllen? Die Charaktere sind menschlich. Und nichts Menschliches ist ihnen fremd.
Monster ist ein zärtlicher Film, der im Gedächtnis bleibt. Sehen Sie ihn ab dem 18. Januar!
Gewinner der Goldenen Palme für das beste Drehbuch und Queer Palm in Cannes 2023. Die Filmmusik stammt von dem hochgelobten Ryuichi Sakamoto, der 2023 verstorben ist und dessen Musik zu großen Filmen bekannt ist.
Christel van Bree, Januar 2024
