Viele Selfies werden gemacht. Vom Fenster aus nach draußen. Die stillstehenden Flugzeuge. Ein grauer Himmel. Der schlimmste Schneesturm seit drei Jahren. Frauen mit kurzen Schals auf dem Kopf, Frauen im Chador, Männer mit Koffern, Moellahs mit Koranen in den Händen. Alle sind aufgeregt und machen Fotos. Und sie haben Zeit, alle Flüge ab Mehrabad sind gestrichen. Der schlimmste Schnee seit Jahren, daher.
Ich bin um nichts in aller Frühe aufgestanden, um einen Flug nach Ahvaz zu bekommen, hier ab Mehrabad, dem Flughafen für Inlandsflüge im Zentrum von Teheran. Die amerikanische Flagge liegt wieder auf dem Boden, jeder muss darauf treten, um in den Wartebereich am Gate zu gelangen. Die Flagge liegt dort gerade. Das war etwas von früher. Der Hass der Regierung gegen Amerika, die Flagge zu beschmutzen. Seit Jahren nicht mehr. Seit Trump, seit seinem Einwanderungsgesetz von letzter Woche, das insbesondere Iraner betrifft, ist die Flagge wieder zurück.
Bereits seit drei Stunden warten jetzt, aber es wird etwas heller draußen, wer weiß.
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Gestern habe ich bereits viel Schnee auf meinem Tagesausflug durch das Alborz-Gebirge gesehen. Die meisten Reisenden versuchen, Teheran so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, einen Tag für die Museen, den Basar, die Paläste und dann weg. Schade eigentlich, denn die Natur ist zum Greifen nah, die imposanten Berge des Alborz-Gebirges, wo Sie im Frühjahr und Sommer herrlich wandern können, rund um den ikonischen Mt. Damavand, oder einfach die Kühle in einem der Teehäuser entlang der Bäche suchen.
Jetzt, mitten im Winter, suchen die Einwohner von Teheran den Schnee, um Ski zu fahren oder einfach Spaß im Schnee zu haben. Es gibt verschiedene Skigebiete innerhalb einer Autostunde von Teheran, wo den ganzen Winter bis April Ski gefahren werden kann. Natürlich ist das Après-Ski eher bescheiden, aber hier findet man das trendige Teheran, in den Bars und Restaurants der Skigebiete.
Während es schneite, fuhr ich gestern nach Shemshak, einem der bekanntesten Skigebiete mit den anspruchsvollsten Pisten. Nach einer Stunde Fahrt sind wir dort. Leider ist aufgrund des schlechten Wetters der Skilift geschlossen. Glücklicherweise klart es kurz auf und ich sehe die beeindruckenden, schneebedeckten Berge und die langen Pisten. Der Weg zum höchstgelegenen Skigebiet Dizin ist gesperrt, zwei Meter Schnee liegen auf der Straße.
Wir kehren um und fahren weiter nach Polur.
Polur liegt am Fuß des Mt. Damavand, mit 5671 Metern der höchsten Berg im Nahen Osten. Und vor allem ist es ein sehr schöner Berg, dieser alte Vulkan, in seiner Form vergleichbar mit dem Mt. Fuji. Im Frühjahr und Sommer können Sie hier also wunderbar wandern, in den Wiesen mit Blick auf den Berg. Liebhaber besteigen in drei Tagen den Gipfel, eine anspruchsvolle Wanderung, aber kein technisch komplizierter Aufstieg. Wäre es nicht auch wunderbar, diesen Berg mitten im Winter, komplett verschneit, zu sehen? Auf nach Polur also.
Unterwegs trinken wir in Abali Dough (Joghurt), für das die Stadt bekannt ist. Überall wird Dough verkauft. Am Rand gibt es eine kleine Skipiste, die geöffnet ist. Geskifahren wird dort zwar nicht, obwohl man überall die Skier mieten kann. Viele Leute rodeln von der Piste, auf alte Schlitten und mit Reifen, was bei den iranischen Familien hier für viel Freude sorgt.
Kein Blick auf Damavand von Polur, eine wunderschöne Fahrt durch die verschneiten Berge, die Sonne bricht ein wenig durch die Schneeschauer, aber Damavand zeigt sich nicht. Dafür haben wir köstlichen Forellen gegessen, das immerhin.
Teheran, einige Tage später. Jetzt herrliches Wetter, die Sonne scheint, ein blauer Himmel, etwa sieben Grad. Zeit, erneut ins Alborz-Gebirge aufzubrechen. Jetzt fahren wir über die Chalus-Straße zum Skigebiet Dizin. Die Chalus-Straße ist der nächstgelegene Weg von Teheran über das Alborz-Gebirge zur Kaspischen See. Eine wunderschöne Fahrt durch die Berge, aber auch eine sehr belebte Straße am Wochenende und an Feiertagen. Viele aus Teheran suchen dann die Kühle der Berge oder fahren zur Kaspischen See. An diesem Wochentag ist es glücklicherweise ruhig. Der Blick auf das schneebedeckte Alborz-Gebirge ist zeitweise atemberaubend schön, besonders beim Stausee nach dem Amir Kabir-Damm. Nach einer Stunde nehmen wir die Abzweigung nach Dizin und fahren durch eine komplett weiße Welt zum Skigebiet. Überall stehen Apartments oder werden Apartments gebaut. Hierher kommt die wohlhabende Elite von Teheran. Dizin macht einen viel moderneren und sicherlich auch hippperen Eindruck als Shemshak, aber das Wetter trägt natürlich dazu bei. Die Piste ist in bestem Zustand, man kann mit einem Skilift bis auf 3400 Meter Höhe gelangen, womit dies zu den höchsten Skiliften und Pisten der Welt gehört. Es wird fleißig Ski gefahren und Snowboard gefahren, und in der Mitte der Piste gibt es ein trendiges Café, wo die Jugend in der Sonne sitzt. Hier hat man überhaupt kein Gefühl mehr, dass man in der Islamischen Republik Iran ist, einfach ein trendiges Skigebiet, überall auf der Welt. Als Belohnung hat man oben auf der Piste einen schönen Blick auf den Mt. Damavand, der hoch über alle anderen Berge herausragt.
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