Japan Kumano Kodo Pilgerweg

Wie ein Pilger über den Kumano Kodo in Japan 
Kirschenblüte 
Schneeweiß und lieblich
Rosa zuckrig 
Mit pastellgrünem und sanftgelbem Herzen
Leichte Versprechen aus schweren Stämmen.

Bus nach Takijiri
Der Fahrer im Bus von Kii Tanabe nach Takijiri bereitet sich gründlich vor. Zwei Minuten vor der Abfahrtszeit zieht er mit einer eleganten Geste seine weißen Handschuhe an. Seine Sonnenbrille lässt er mit einer langsamen Bewegung auf seine Nase gleiten und schließlich neigt er seinen Kopf leicht nach vorne, um seine Mütze aufzusetzen. Die Tür schließt sich, die Kupplung geht hoch und wir fahren. Auf zur Zugangstür des heiligen Landes in den Bergen, wo die Götter wohnen, auf nach Takijiri. Ich werde von zwei älteren japanischen Paaren begleitet, die ebenfalls die Pilgerroute Kumano Kodo gehen möchten. Sie reden und lachen laut und steigen kichernd aus dem Bus. Sie ähneln in keiner Weise den japanischen Touristen, die ich in Amsterdam treffe.

Christel van Bree

Pilgerweg von Takijiri bis zum Hongu Taisha

Ich gehe einen Teil des Pilgerwegs von Takijiri bis zum großen Schrein Hongu Taisha, dem Ziel dieser kleinen Pilgerfahrt. Ein Weg, der bereits vor 1000 Jahren von Kaisern und Mitgliedern adliger Familien beschritten wurde. Allerdings führte dieser von Kyoto über Osaka zu den Heiligen Bergen hier. Daher wird der Nakahechi-Weg auch als Kaiserlicher Weg bezeichnet. Pilger gehen, um sich rituell zu reinigen, die göttlichen Elemente wie Flüsse, Berge und Luft zu verehren und die Kami günstig zu stimmen, um näher zum Nirvana zu gelangen.

Mit meinem Pilgerstock und meinem Rucksack gehe ich durch das einfache Torii mit den weißen Papierverzierungen und dem riesigen, dicken geflochtenen Seil, das anzeigt, dass ich heiliges Land betrete. Ich fühle mich ein bisschen leicht, während ich darunter hindurchgehe. Schließlich las ich heute Morgen die tiefere Bedeutung dieser Schritte: 'Sie betreten das Tor zu dem Bereich, wo die heiligen Berge beginnen, den Zugang zum Land der Götter und den Himmlischen Paradiesen der Buddhistischen Erleuchtung.'

Ich klettere über die Wurzeln hoher Zypressen, spüre die dicke grüne Moosdecke auf den Steinen und schaue nach oben auf den steilen Weg. Es scheint kein Ende zu nehmen. Doch mit dem Verstand auf null und meiner Aufmerksamkeit auf der Atmung fliege ich nach oben. Charmant gesagt, ist das auch nicht schwierig. Die Entfernung nach Takahara beträgt nur knappe vier Kilometer, aber aufgrund des steilen Pfades dauert es anderthalb bis zwei Stunden. Der erste Oji-Schrein, dem ich nach Takijiri begegne, ist eine Höhle. Der Legende nach bekam die Frau des früheren Kaisers Fujiwara hier ein Kind, als sie gemeinsam diesen Weg gingen. Sie ließen das Kind in der Höhle zurück und es wurde von einem Wolf gefüttert, der beständig Milch auf die Steine tröpfelte. Auf dem Rückweg fanden der Kaiser und seine Frau ihr Kind in blühender Gesundheit wieder und nahmen es einfach wieder mit!

Takahara

Takahara ist bekannt für die wunderschöne Aussicht, besonders wenn der Nebel wie ein mystischer Schleier sich um die Hatenashi-Berge legt und das Tal aus dem Blickfeld verschwindet. So weit wird es heute jedoch nicht kommen, denn der Himmel ist strahlend blau und es gibt nicht den geringsten Hauch von Feuchtigkeit. Der Nebel wird ausbleiben. Dieses herrliche Wetter ist jedoch ein Geschenk des Himmels. Der Ausblick ist atemberaubend, vor allem durch die vielen Bäume, deren Zweige schwer von Blüten sind. Kirschblütenzeit in all ihrer Pracht und Herrlichkeit. Meine Lungen scheinen sich zu öffnen, ich atme die Luft gierig ein.

Haus des Nebels (Kiro no sato)
Jian ist der fröhliche Besitzer dieses herzlichen Eco-Resorts. Er weiß, was ein Reisender braucht. Er zieht mich in die Küche, um mir zu zeigen, was wir heute Abend essen werden. Wilde Gemüse und Kräuter, gepflückt aus den Bergen von seiner Köchin, liegen auf Zeitungspapier auf der Arbeitsplatte. Eine alte Frau mit einem Kopftuch, das mit kleinen Blumen bedruckt ist, nickt mir freundlich zu, als sie hinter seinem Rücken steht. Jian zeigt mir Spargel, wilde Rucola mit Blüten, Frühlingszwiebeln, wilde Spinat mit kleinen Blättern, weiße Karotten und allerlei Kräuter mit wunderschön gefärbtem Laub. Geht in die Tempura, lacht er mich an. Dann zieht er mich nach draußen zur Feuerschale. Große braune Stämme, so dick wie ein Oberschenkel, liegen im brodelnden Wasser. 'Bambussprossen!' ruft Jian wieder begeistert, 'in gemahlenen Reispapieren, um die Säure herauszuziehen.' Ein bisschen ein Nachtfeuer machen und dann kann ich sie morgen putzen. Ich habe auch schon gestern einen Korb gemacht. Bekommst du gleich!‘ Am Abend esse ich das leckerste und zarteste Essen überhaupt. Alles frisch aus den Bergen oder aus Jians Garten.

Takahara-Nonaka

Heute beginnt die eigentliche Arbeit; 18 Kilometer auf und ab über steile Bergkämme. Ich gehe mit offenen Augen daran. Ich habe meinen Freund, den Stock, bei mir, also gehe ich nie allein. Laut Überlieferung tragen alle Pilger einen Stock, der eigentlich Kobo Daishi darstellt, den Pilger-Mönch und Gründer der buddhistischen Shingon-Sekte. Pilger, die man in ganz Japan antreffen kann, tragen weiße Kleidung, einen Stock und eine weiße Tasche mit der Aufschrift: zu zweit unterwegs.

Da ich weiß, dass ich langsam gehe und unterwegs vieles tun muss, um die Kami zufrieden zu stellen, verlasse ich absichtlich als Letzter das Hotel. Der Raum hinter mir gibt mir Ruhe. Und welch Glück! Das Wetter ist herrlich. Ich gehe langsam den ersten Hang hinauf und genieße die springenden Kirsch- und Pfirsichblüten, die Düfte von junger Kamille und Geißblatt, die hier wild wachsen. Ich schaue zu den meterhohen Zypressen auf, die hier stamm an stamm den Wald füllen.

Vor einem weiteren Schrein hängt ein horizontal geflochtenes Stück Seil, an dem weiße, zickzackförmige Fähnchen hängen, das Zeichen, dass wir es hier mit heiligem Boden zu tun haben, auf dem eine Kami wohnt. Die Kami kann man anrufen, indem man an einer Glocke rüttelt und dann zweimal in die Hände klatscht. Die Kami weiß dann, dass man da ist. Man verneigt sich einmal tief und wendet sich mit seinen Gebeten, Wünschen oder Fragen an die Kami.

Wie an jedem wichtigen Schrein sehe ich hier auch ein Stempelhäuschen. Hier darf ich einen Stempel in mein speziell dafür mitgebrachtes Stempelsammelheft oder Chuin Cho setzen. Ähnlich wie bei der Elf-Städtefahrt oder dem Camino nach Santiago sind diese Stempel der Beweis dafür, dass man den Weg tatsächlich zurückgelegt hat. Ich stempel mit der mitgelieferten roten Tinte einen runden Stempel in mein Heft und gehe fröhlich weiter.

Geschichten entlang des Kumano Kodo.

An jedem Schrein entlang des Kumano Kodo steht ein Schild mit einer Geschichte über ein Ereignis, das an diesem Ort stattgefunden haben soll. Oft handelt es sich um Geschichten aus dem 12. Jahrhundert, als viele Kaiser und fromme Mönche diesen Weg gingen. So komme ich nach einem kräftigen Anstieg, zickzackend über moosbedeckte Steine auf einem steilen Hang, zum Schrein von Koma Jizo. Koma Jizo ist benannt nach einem Pilger-Mönch, der auf dem Kumano Kodo genau an dem Ort starb, an dem sich jetzt dieser Schrein befindet. Die Geschichte erzählt, dass er im Moment, als er den Tod kommen fühlte, eine koma, ein Münzstück mit einem quadratischen Loch darin, auf seine Zunge legte und starb.

Wie das buddhistische Paradies dennoch zur Qual werden kann
Nach jahrhundertealten Zypressen, so dick wie ein Haus, und einem riesigen Stamm eines umgefallenen Kirschbaums, der es dennoch wieder schafft, junge zarte Blüten hervorzubringen, beginnt die Zweifel und Unsicherheit. Ist hier wirklich die Minshuku, wo ich schlafen kann? Sind diese fünf Häuser zusammen das Dorf Nonaka? Dann frage ich einfach die erste Person, die ich treffe. Das erwies sich als schwierig. Ich treffe niemanden. Und die Sonne sinkt und sinkt. Irgendwo siegt mein Optimismus, der mich überzeugend anspricht: „Es wird sich garantiert jemand zeigen. Dann sehe ich vielleicht auch die Minshuku plötzlich zwischen den Bäumen auftauchen.“ Die Hoffnung kennt kein Ende. Doch die Minshuku kommt nicht, jemand jedoch schon. Nonaka Sanso? Ja, die kenne ich, und sie zeigt nach unten.

Nonaka Bergretreat

Nonaka Sanso, auch bekannt als Nonaka Bergretreat, mein Schlafplatz für heute Abend, liegt ganz im Tal. Und als Wanderer hat man am Ende des Tages keinerlei Lust darauf. Vom heiligen Pfad abzuweichen fühlt sich wie ein Verrat an. Besonders wenn man über eine breite, asphaltierte Straße hinunter gehen muss, die sich so schlängelt, dass es den Anschein hat, als käme kein Ende. Die Hausfrau von Nonaka Sanso, komplett mit Blumenschürze, wartet bereits von weitem, winkend und lächelnd auf mich.

Ich komme todmüde an, aber mit unbesiegbarer Stimmung. Die Unsicherheit von gerade eben schmilzt wie Schnee in der Sonne, und das ist der schönste Moment des Tages. Ich stürze mich auf meine Futon und kann mich gerade noch wach genug halten für das ansonsten köstliche Abendessen. An diesem Abend schließe ich um acht Uhr meine Augen und falle in einen tiefen Schlaf, während ich von Münzen auf meiner Zunge und Kirschblüten an den Bäumen träume.

Nonaka - Yunomine Onsen

'Auch wenn das Wasser des Otonashi-Flusses flach ist, wäscht das Durchwaten tiefes Unreinheit weg.'

Um sechs Uhr stehe ich auf, die Strecke heute beträgt 21 Kilometer und soll steiler sein als gestern. Die Damen der Minshuku sind so lieb, mich mit dem Auto wieder oben am Berg auf dem Kumano Kodo abzusetzen. Ein bisschen beschämt lasse ich mich fahren. Ein echter Pilger wäre unerschütterlich, denke ich mir. Was für ein Weichei ich doch bin. Ich werde an einem wunderschönen gepflasterten Weg abgesetzt, der unter liebevollen Kirschblüten hindurchschlängelt. Ich gehe vorbei an dem ältesten Kirschblütenbaum Japans. Es ist ein gigantischer umgefallener Stamm, aus dem sechs dünne Zweige mit einigen Kirschblüten herausstehen. So wie die sechs Haare auf dem kahlen Kopf von Lambik aus Suske und Wiske. Ich gehe von Nummernpfosten zu Nummernpfosten, stempel mein Heft bei den Vogelhäusern, läute die große Glocke, gehe zu gepflegten Toiletten mit beheizten Sitzen in einem total verlassenen Wald, gehe über Brücken über lärmende Flüsse und fühle die Ruhe. Ich gehe den heiligen Pfad, reinige meine Gedanken und es passt.

Am Abend entspanne ich mich in der ältesten Onsen Japans. Yunomine kocht Eier und meinen Hintern. Trotz des heißen Wassers, das mir beim Einstieg den Atem nimmt, bin ich vollkommen im Reinen mit mir selbst und meiner Umgebung. Die Schlafmatten in meinem Zimmer sind weicher als die Wangen von Schneewittchen.

Hongu Taisha

Um sieben Uhr morgens bin ich die erste, die die vielen Stufen zum Schrein von Hongu Taisha hinaufsteigt. Ein geschlossenes Holzgebäude in purer Einfachheit. Ich neige meinen Kopf und klatsche zum letzten Mal zweimal in die Hände. Das Endziel meiner Pilgerfahrt erreicht.

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